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Almut |
Micha |
Steffi |
Windfee |
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Es
ist Freitag spätabends. Hinter uns liegen 380 Vollgas-gefahrene
Kilometer. Noch eine letzte Linkskurve und er liegt vor uns im Mondlicht
wie ein glitzerndes Tischtuch: der Gardasee!!! Bei dem Anblick zappelt
Steffi begeistert neben mir auf dem Beifahrersitz herum und auch ich
muß mich jedes Mal zusammenreißen, damit ich meinen Espace
nicht vor lauter Staunen über soviel majestätische Schönheit
in den Graben lenke. Jetzt noch ein kurzer Abstecher nach Torbole ins Moby zum Hallo sagen und dann schnell nach Malcesine, um noch eine Mütze Schlaf zu kriegen, bevor um 6 Uhr der Vento loslegt. Nur - daraus wird diesmal nichts! Wir rasseln mitten in die ausgelassene Party des 24-Hour-Contests der Stehsegelrevue und die Jungs brauchen noch Verstärkung zum Feiern...da kommen wir natürlich gerade recht!! Na bravo!!! Micha und Almut sind auch schon gut dabei und gegen 2 Uhr zieht die ganze Meute weiter in die Disco Conca d'Oro, wo dann endgültig der Punk abgeht. Soll uns schließlich keiner nachsagen, wir Mädels könnten nur auf dem Wasser Gas geben ;-) |
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Die
Musik finde ich zwar ziemlich gruselig (typischer Italo-Pop!!!) aber ich
könnte mich die ganze Nacht darüber scheckig lachen, wie die
Italiener der Micha und der Steffi hinterher hirschen. Um halb fünf kickt uns der Gorilla vom Conca auf die Straße und wir feiern auf dem Parkplatz am Wasser weiter, die Jungs schmeißen sogar eine Runde Spaghetti vom Campingkocher und ein komplettes Weisswurschtfrühstück - cool!!! |
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Als
es gegen halb sechs hinter den Bergen langsam heller wird und die Fahnen
am Wasser anfangen, sich träge zu bewegen, sammele ich schnell Steffi
ein und wir düsen zum Ventoparkplatz nach Malcesine, wo die Italiener
schon unter hektischem Palaver am Aufbauen sind. Und als es mich ich dann
bei der ersten verpatzten Aerial ins schweinskalte Wasser zerfetzt, ist
auch die letzte eventuelle Müdigkeit verflogen. Übermütig
heizen und springen Steffi und ich um die Wette und als endlich die Sonne
über den Monte Baldo lugt und den See in golden glitzerndes Licht
taucht, sind wir mal wieder sicher, daß wir genau in diesem Moment
nirgendwo anders auf der Welt sein wollen, als hier am Lago. Gegen halb zehn Uhr schleppen wir völlig erfroren und entkräftet unser Material ans felsige Ufer, bauen ab, fahren zügig einmal um den halben See auf die Westseite zum Hotel Pier, quetschen uns in einen der engen Parkplätze, schnappen uns unsere Schlafsäcke und verschlafen den ganzen Nachmittag in der Sonne, weil der Südwind eh mal wieder schwächelt. |
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Ich
erinnere mich noch gut an meinen ersten Tag am Pier vor fünf Jahren,
damals war ich vielleicht eins von drei Mädels auf dem Wasser und
seitdem werden es jedes Jahr mehr. Inzwischen sind wir ein lustiger, lockerer
Haufen, der sich jedes Wochenende in neuer Konstellation am Lago trifft,
tagsüber auf dem Wasser zu neuen Moves pusht, abends im Brasa weltbeste
Pizza und literweise Teroldego Rotaliano vernichtet und danach in den
Autos pennt. |
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Und
auch sonst ist die Frauenquote rund um den See ganz schön hoch. Das
liegt sicher daran, daß der Lago zwar manchmal ganz schön ruppig
werden kann (erst letztes Wochenende hatten wir Nordsturm mit zehn Beaufort
bei 2 Meter Welle in Toscolano - jawohl, ihr Fischköpfe!!!), aber
wenigstens hat man irgendwo immer Land um sich herum, im Sommer sogar
bis zu 24 Grad Wassertemperatur, genialen Wind bei blauem Himmel, keine
blöden Strömungen, Gezeiten oder sonstiges Gezeter......und
vor allem auch noch einen Haufen nette italienische Läden zum Shoppen!!!
;-)) |
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Auch
vom Fahrkönnen ist hier alles vertreten: die konsequenteste und professionellste
ist sicher die Österreicherin Tanja Emig, die im Sommer am Lago als
Surflehrerin und inzwischen auch als Segelnäherin arbeitet, um den
Winter in windigen Gegenden wie Australien, Südafrika und den Kapverden
zu verbringen und die bei Events wie dem King of the Lake 2002 super Plätze
belegt. Sie wird gefolgt von der Salzburgerin Geli, auch „Queen
Mum“ genannt, die sich im Sommer mit ihrem Freund Gerhard ein Haus
am Berg mietet, morgens in Malcesine ihre Loops springt und nachmittags
am Laptop ihrem Job als Grafikerin nachgeht. Auch keine schlechte Lösung hat meine Freundin Micha, die unter der Woche wie eine Gestörte als Sporttherapeutin arbeitet, damit sie montags auch noch frei hat, um in al Pra die Wellen zu shredden und die seit zwei Jahren jeden einzelnen Urlaubstag irgendwo auf dem Wasser steht, um Backwindjibes und 360er zu üben. Auch cool finde ich Katja, die gerade ihren halben Jahresurlaub geopfert hat, um einfach so aus Spaß den Surflehrerschein zu machen....man weiß ja nie, wofür man ihn noch brauchen kann (O-Ton!!!). |
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Wir
alle leben unseren Traum so konsequent, wie es jeder einzelnen von uns
möglich ist und nur unser eigener Ehrgeiz bestimmt, was für
Moves wir auf's Wasser zaubern. |
Aber
- noch ist unser Lago-Wochenende nicht vorbei!! Für heute abend sind
Michaela, Steffi, Almut, ich und meine Schwester Marion zum Grillen verabredet,
also kaufen wir schnell noch ein paar leckere gesunde Sachen ein und fahren
zu einer kleinen abgelegenen Bucht nördlich von Tempesta, in der
sonst nur noch zwei Italiener friedlich ihre Angeln ins Wasser halten.
Aber wie das bei einem Haufen netter Mädels nun mal so ist, bleiben
wir nicht lang allein - in drei Meter Sicherheitsabstand lassen sich zwei
Jungs nieder und beäugen kritisch unsere Vorbereitungen. Meine Schwester
beeindruckt sie allerdings im Nullkommanix durch so ausgefeilte und hochprofessionelle
Grilltechniken, daß sie schließlich ganz zutraulich näherrücken.
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Warum sie allerdings unsere Hähnchenbrust mit provencalischen Gewürzen verschmähen, bleibt mir zunächst schleierhaft - bis sie aus ihrem VW-Bus vier dicke Koteletts kramen, auf den Grill schmeißen und mit Bier übergießen....tja, für Jungs muß es halt immer die fette Haute Cuisine sein!!!! ;-)) Der Geruch lockt noch zwei hungrige Surfer an, von Floh bekommen wir auch noch Besuch und als wir noch die Angler mit dem restlichen Hühnchen ködern, sind die Kerle am Feuer zum Schluß glatt in der Überzahl. Soviel zum Thema „Versuch eines Mädelsabends am Lago“...... :-)) |
Der
nächste Morgen ist grausam!!! Der Wecker klingelt mich gnadenlos
um viertel nach fünf Uhr wach und ich schäle mich tapfer aus
meiner „Villa Espace“, um rechtzeitig zum Ventoparkplatz zu
fahren, bevor die ganze Italienermeute wieder Schlange steht. Von Steffi
ist nur ein Knurren aus dem Schlafsack zu hören - kein Wunder, nach
meiner letzten Zählung haben wir gestern jede mehr als eine Flasche
Teroldego Rotaliano vernichtet (sehr zu empfehlen: der Mezzocorona Riserva
1999!!!). Ich muß mich jedenfalls sehr bemühen, daß man
meiner Fahrweise nicht den Restalkohol anmerkt!!! Der Wind läßt sich heute morgen ziemlich Zeit, die Italiener stehen bereits wild debattierend am Wasser und blicken sehnsuchtsvoll gen Norden. Aber der Lago wäre nicht der Lago, wenn sich nicht schließlich gegen sechs Uhr die ersten Schaumkronen zeigen würden. Mit leichten Koordinierungsschwierigkeiten bauen wir die 5,3er Segel auf und holen uns den ersten naßkalten Schleudergang zum Wachwerden. |
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Was
ich an Malcesine besonders liebe, sind die kleinen steilen Schanzen mit
superkonstantem Wind von rechts, die mich selbst heute in meiner minimalen
Tagesform ein paar echt geniale saubere Sprünge hinlegen lassen.
Gegen halb zehn ist der Spuk bereits wieder vorbei, also wieder abbauen,
wieder zügig um den See herumdüsen, Parkplatz am Pier suchen,
Zeugs ans Wasser schleppen und wieder aufbauen (wer hat sich diese Action
eigentlich ausgedacht???). Bis der Südwind gegen Mittag einsetzt,
ist noch genug Zeit, um Almut aus der Nase zu ziehen, ob der Südtiroler
von gestern abend auch wirklich so nett ist, wie er aussieht ;-)) und
um anhand der Videos von letzter Woche zu analysieren, warum sich Steffi's
Halsen einfach nicht durchgleiten lassen wollen. |
Das
ist auch noch so ein Vorteil davon, mit Mädels unterwegs zu sein:
nicht nur, daß man sich die ewigen blöden Gerüchte spart,
wenn man jedes Wochenende mit einer anderen im Auto pennt, nein - auch
in puncto Motivation schlagen sie die Jungs um Längen!!! Wie oft
habe ich mir von denen schon ein hingerotztes „die blöde Heli
Tack lernst du doch eh nie“ anhören müssen, wogegen die
Mädels eher mit konstruktiven Tipps aufwarten. Der Sport ist doch
machmal eh schon heftig genug, da kann ich echt keine blöden Sprüche
im falschen Moment brauchen!!! |
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Jedenfalls
zaubert uns der Lago echt noch eine ganz anständige Ora (= Südwind)
hin und wir dürfen uns noch mit den großen Segeln lockere drei
bis vier Stunden in der Schweinebucht austoben. Als der Wind gegen fünf
Uhr schwächer wird, will ich es schließlich doch noch mal wissen,
leihe mir einen JP mit 129 Litern von einem Kumpel und übe mit einem
5,3er Segel so lange „Heli Tacks-into-Waterstart“, bis mir
schwindelig wird. Erst als ich endlich acht Stück gestanden bin und
die Sonne schon hinter dem Berg verschwunden ist, gehe ich vom Wasser.
Und das ist einfach der schönste Abschluß für so ein perfektes Lago-Wochenende: wenn man einen endlich neugelernten Move mit seinen Mädels teilen kann!!!! |
Diese
Story ist all den coolen surfenden Lago-Divas gewidmet: Almut, Andrea, Geli,
Katja, Karin, Micha, Mary, Miki, Michaela, Nicola, Nicki, Sandra, Steffi, Tanja
und all die anderen - see you on the water!!!
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